Was Submissionsrichtlinien nicht verhindern können
Strukturierte IT-Ressourcenbeschaffung – Was Submissionsrichtlinien nicht verhindern können
Nein, dieser Beitrag wird nicht in das derzeit laufende Beamten-Bashing in Sachen Informatik-Projekte einsteigen. Erstens, weil der Autor bei so manchem Beamten mehr Professionalität und Struktur erlebt hat, als bei jenen, die von sich glauben, über alle Zweifel erhaben zu sein. Zweitens, weil’s niemandem etwas nützt.
Am wenigsten dem Steuerzahler. Eine Ursache, dass so manches in die Schlagzeilen geratene Projekt im öffentlichen Bereich so diskutiert wird, ist: Die Tatsache, dass es durch Steuerzahler finanziert wird, und das aufgrund von politischem Interesse hier Unklarheiten eher ins Licht gezerrt werden, als bei einem privaten Unternehmen (dort wird diskret abgeschrieben und keiner merkt es).
Eine zweite Ursache liegt aber viel tiefer. Es ist nicht der Mensch alleine, der für vermeintlich zu hohe IT-Projektkosten als Verursacher herhalten muss.
Faktor Methode und Material (hier intellektuelles) – Der Einkaufsentscheid zum IT-Projekt ist nicht nur durch das ethische Dispositiv eines Menschen geprägt, sondern auch durch das methodische und technologische Wissen, das man diesem Entscheider zukommen lässt. Wie und mit welchen Methoden man beschafft, um einer Organisation und damit dem Steuerzahler zu hohe Beschaffungs-, Betriebs- und Folgekosten zu ersparen, steht sicher nicht auf dem Ausbildungsplan.
Faktor Milieu: Es wäre vielen Einkäufern im öffentlichen Dienst mehr geholfen an Stelle von Submissionsrichtlinien konkrete Hilfestellung zur Hand zu haben: Leitfäden, Handlungsempfehlungen und aktuell gehaltene Kriterienkataloge für spezifische Technologien, Services und Beschaffungsentscheide. In einem Umfeld in dem ein berechtigtes Interesse nach Transparenz gegeben ist, würde mancher sicherer durch das Minenfeld von Interessenslagen navigieren können, wenn entsprechende Wissens- und Handlungsgrundlagen verfügbar wären. (Für die Erarbeitung derartiger Leitfäden, gibt’s aber oft kein Budget, geschweige denn ist es bekannt, dass es derartiges gibt).
Faktor Ziel-Messung: Sowohl bei der Anwendung von Bewertungsmethoden, wie bei der Festlegung der Zielmessung wird auf Methoden zurückgegriffen, welche in Lehrbüchern anzutreffen sind, die noch aus dem letzten Jahrtausend stammen. Das ist nicht weiter schlimm. Wenn man zum Beispiel das günstigste Angebot nimmt, können die Folgekosten noch so hoch sein, man war ja erfolgreich. Es gibt dazu aber weit nachhaltigere Methoden – nur sind diese nicht umfänglich bekannt bzw. wird deren Einsatz just oft von denen aus Kostengründen abgelehnt, die ansonsten oft für Transparenz eintreten
Konklusio: Treiber für hohe Kosten bei IT-Projekten gibt es viele. Einer davon ist sicher, dass Einkäufern oft nicht die Informationen und das Wissen zur Verfügung gestellt wird, um nachhaltige Entscheide treffen zu können.
Dr. Helmut Steigele ist Trainer und Autor für die Fachbereiche IT-Ressourcenbeschaffung und IT-Management. Cascade IT